Wo stehen Schweizer KMU bei der Digitalisierung?

Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber für die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer KMU. Doch wo stehen die Unternehmen in Bezug auf die Digitalisierung? Dieser Artikel gibt Auskunft darüber.

Einleitung: Die enorme Wichtigkeit der Digitalisierung bei Schweizer KMU

"Das Motto «Gleichschritt ist Rückschritt» war mit Blick auf die veränderten Marktbedingungen nie treffender und zeigt vielen KMUs, dass spätestens jetzt Handlungsbedarf besteht.” (Helvetia, 2021)

Die Digitalisierung bietet für Schweizer Unternehmen sowohl Chancen, als auch Risiken. Doch eines ist sicher: Die Digitalisierung ist ein enorm wichtiger Treiber für die Wettbewerbsfähigkeit und das Wachstum von Unternehmen. Eine erfolgreiche Digitalisierung kann helfen, sich von Wettbewerbern abzuheben und sich im Markt und gegen Mitbewerber erfolgreich zu behaupten. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen (KMUs) sind darauf angewiesen, um sich in einem zunehmend digitalisierten Marktumfeld behaupten zu können. Eine umfassende Digitalstrategie kann helfen, die Chancen der Digitalisierung zu nutzen und die Risiken zu minimieren.

Doch wie steht es um die Digitalisierung in Schweizer KMUs?

Wo stehen Schweizer Unternehmen im Hinblick auf die Digitalisierung?

Wahrnehmung und Einstellung gegenüber der Digitalisierung

In der Schweiz gibt es einen grossen Bedarf an digitaler Transformation in den KMUs. Gemäss dem Bitkom Digitalisierungsindex die Unternehmen der Digitalisierung mit 89% der Befragten positiv gegenüber (Bitkom, 2022), was auch der kürzlich erschienene Digital Barometer 2023 der Mobiliar aus Sicht der Bevölkerung bestätigt (Mobiliar, 2023). Der Einfluss der Digitalisierung auf die Wirtschaft wird von einem Grossteil der Bevölkerung (ca. 66% – 80%) als eher hoch bis sehr hoch wahrgenommen, was ebenfalls die Digitalisierungsstudie der FNHW (2017) sowie der Digital Barometer 2023 darlegen.

Es scheint also so, als wäre das Thema Digitalisierung angekommen. Allerdings ist die Bitkom Studie unserer Ansicht nach für die Schweiz mit Vorsicht zu geniessen, da Bitkom deutsche Unternehmen im Mittelstand, also ab 20 Mitarbeitenden, befragt hat. Dies steht nicht unbedingt beispielhaft für die Schweizer KMU Landschaft. Auch der aktuelle Digital Barometer 2023 beleuchtet die Meinung der Bevölkerung auf diverse digitale Themen, was also nicht zwingend die Unternehmensseite und den effektiven Fortschritt bei Digitalisierungsthemen darstellt.

Wie hoch ist also der Digitalisierungsgrad bei Schweizer KMU?

Der Digitalisierungsgrad von Schweizer KMU variiert deutlich (PwC, 2017; EY, 2019; Petra Kugler, 2019). So weisen grössere Unternehmen einen höheren Digitalisierungsgrad auf im Vergleich zu kleineren KMU. Gleichzeitig gibt es eine negative Korrelation mit dem biologischen Alter der Geschäftsleitung. Das bedeutet: Umso älter die Geschäftsleitung ist, desto weniger stark ist das KMU digitalisiert (PwC, 2017; EY, 2019).

Genaue und brandaktuelle Zahlen gibt es  leider kaum. Der Digitalisierungsgrad beziehungsweise die wahrgenommene Wichtigkeit variiert auch nach Branche (EY, 2019). Im 2019 empfanden beispielsweise nur 16% der Handelsfirmen die Bedeutung der Digitalisierung als «sehr gross», während es bei Dienstleistungs- und Industrieunternehmen 32% bzw. 30% waren und bei Bauunternehmen 22%. Auch Prof. Dr. Petra Kugler von der Fachhochschule St.Gallen (2019) kommt zu einem ähnlichen Schluss hinsichtlich der Branchenunterschiede. Finanz- und Versicherungsunternehmen, welche also in der Tendenz eher grösser sind, haben bei der Digitalisierung die Nase vorne.

Die aktuellere Studie der Comitas in Zusammenarbeit mit der Helvetia Versicherung zeigen hingegen ein paar Jahre später positive Veränderungen (2021). So verfügen im Jahre 2021 75% der befragten Unternehmen zumindest über eine Digitalisierungsstrategie. Die Pandemie hatte gemäss der Befragung dabei einen Einfluss auf die digitale Transformation und die Strategie.

Unsere Einschätzung zum Digitalisierungsstand

Da wir täglich im Kontakt mit KMU in der Deutschschweiz sind, haben wir einen eher praxisbezogenen Einblick in den Digitalisierungsgrad der Unternehmen. Unsere eigene Erfahrung im Gespräch mit vielen KMU im Bereich von 3 bis 100 Mitarbeitenden zeigt auch hier ganz unterschiedliche Haltungen und Fortschritte auf. Während einige wenige Unternehmen in dieser Grössenordnung schon seit einigen Jahren über digitale Prozesse verfügen, steht der Grossteil – gerade im unteren Grössenbereich – eher am Anfang. Es lässt sich jedoch analog der Studienergebnisse beobachten, dass das Thema bei den Entscheidungsträgern präsent ist und der Einfluss grundsätzlich erkannt ist. Während einige Firmen bereits eine Strategie und konkrete Initiativen lanciert haben, stehen andere konkreten Digitalisierungsvorhaben noch zögerlich gegenüber. Auch wir können grössere Unterschiede je nach Unternehmensgrösse und Branche feststellen und aus der Praxisperspektive die Ergebnisse der Studien auch im Jahre 2023 noch bestätigen. Die Haltung und Offenheit hat sich in einigen Punkten jedoch gegenüber der Pre-Covid-Phase verändert. Beispielsweise sind Online-Meetings via MS Teams oder Zoom definitiv im Arbeitsalltag angekommen.

Der Digital Barometer 2023 der Mobiliar Versicherung weist aber auch darauf hin, dass bei einigen Themen auch eine Ernüchterung eintrat – was möglicherweise auch ein Post-Covid Effekt sein dürfte. Während Unternehmen von einem Tag auf den anderen auf Home-Office und digitale Zusammenarbeit umstellen musste, merkte man möglicherweise anschliessend, dass viele Themen ungeklärt sind und somit eine ausschliessliche digitale Arbeitsweise gewisse Nachteile mit sich bringt. So sind gemäss dem Digital Barometer 2023 diverse Entscheidungsträger – unter anderem auch Inhaber und Geschäftsführer – gefordert entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen. Dies sind unter anderem die Förderung von entsprechenden Kompetenzen durch Weiterbildung sowie die Etablierung einer passenden Unternehmenskultur und Arbeitsumfeld.

Digitalisierung Schweiz: In welchen Bereichen wird diese insbesondere vorangetrieben?

Diverse Umfragen zeigen, dass Unternehmen bei der Digitalisierung vor allem in die Digitalisierung von (internen) Prozessen investieren (PwC, 2017; Helvetia, 2021) außerdem wird Optimierung eine hohe Wichtigkeit zugewiesen. Statista Umfrage (2020)

Dies bedeutet, dass Unternehmen sich insbesondere folgende Fragen stellen oder stellen sollten (FNHW, 2018):

  1. Wie sehen meine aktuellen Prozesse aus (IST) und welche davon müssen wir aufgrund von neuen Anforderungen modifizieren?
  2. Welche Prozesse können digitalisiert und automatisiert werden?
  3. Wie gehen wir vor und wie messen wir die Resultate?
  4. Wo gibt es Quick-Wins, wo können schnell Resultate erzielt werden?

Umfrage zu Erwartungen von Unternehmen an die Digitalisierung in der Schweiz Statista (2020)

Fazit und Aussicht auf die Zukunft

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Digitalisierung für Schweizer KMUs von enormer Bedeutung ist und dass das Thema in der Wirtschaft und der Bevölkerung angekommen ist. Gleichzeitig ist der Digitalisierungsgrad aufgrund von Faktoren wie Alter, Know-How, Branche und Ressourcen unterschiedlich. Es gibt deshalb noch viel unausgeschöpftes Potenzial. Die allermeisten Unternehmen beginnen bei der Digitalisierung und Automatisierung der internen Prozesse. Eine erfolgreiche digitale Transformation erfordert eine offene und veränderungsbereite Unternehmenskultur, das strategische Vorantreiben des Themas auf Geschäftsleitungsebene und das Fördern von IT-Kompetenzen in der gesamten Firma. Unternehmen, die die Chancen der Digitalisierung nutzen, werden sich in einem zunehmend digitalisierten Marktumfeld behaupten können und auch in den nächsten 5 – 10 Jahren erfolgreich unterwegs sein.

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Quellen

Bitkom (2022). Bitkom digital office index 2022.

Abgerufen von https://www.bitkom.org/bitkom/publikationen/bitkom-digital-office-index-2022

Mobiliar (2023). Mobiliar # digital Barometer 2023. Abgerufen von https://www.digitalbarometer.ch/de/digitalbarometer#downloads

Ey (2019). Schweizer Mittelstand gut gerüstet für die Digitalisierung, aber….abgerufen von https://www.moneycab.com/dossiers/ey-schweizer-mittelstand-gut-geruestet-fuer-die-digitalisierung-aber/

PWC (2016). Digitalisierung – Wo stehen Schweizer KMU?. Abgerufen von https://www.pwc.ch/de/publications/2016/pwc_digitalisierung_wo_stehen_shweizer_kmu.pdf

Helvetia (2021). Digitale Studie 2021. Abgerufen von https://www.helvetia.com/conetent/dam/os/ch/web/documents/about-us/blog-und-medien/marktstudie-comitas.pdf

FNHW (2017). Schweizer KMU und die Digitalisierung: Change Management, Transformation und KMU-Nachfolge. Abgerufen von https://digitale-transformation-artikel.ch/wp-conent/uploads/2020/07/fhnw-think-tank-2017-06-kmu-nahfolge.pdf

FNHW (2018). Digital Transformation Canvas. Die sieben Handlungsfelder der Transformation.
Abgerufen von www.digital-transformation-canvas.net

COMPUTERWORLD (2016). Abgerufen von:
https://www.computerworld.ch/business/digitalisierung/kmu-strategie-fuers-digitale-zeitalter-2690965.HTML

Statista Umfrage zu Erwartungen von Unternehmen an die Digitalisierung in der Schweiz (2020) abgerufen von:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1174117/umfrage/umfrage-zu-erwartungen-von-Unternehmen-an-die-digitalisierung-in-der-schweiz/